Shortlist-Jury: Sarah Alberti, Elke Buhr, Ursula Grünenwald, Ulrike Lehmann, Carsten Probst

Die Ausstellung „Re-Connect. Kunst und Kampf im Bruderland“ war von Mai bis September 2023 im Museum der bildenden Künste Leipzig zu sehen und wurde von Sithara Weeratunga (Agentin für Diversität) und Marcus Andrew Hurttig kuratiert. Die dreiteilige Ausstellung zur Einwanderungsgeschichte der DDR und deren Folgen zeichnet sich durch ihre intensive, diskursfreudige sowie auch emotional berührende Aufarbeitung der internationalen (Kunst)-Beziehungen der DDR aus.

Der erste Teil widmete sich internationalen Studierenden an den Kunsthochschulen in der DDR. Das Spektrum der dicht gehängten Bildwelten zeigte eine große Vielfalt an Stilen und Motiven jenseits der offiziellen Kunstdoktrin der DDR: figürlich, abstrakt, narrativ – manches auch dekorativ. Der Katalog zeichnet die individuellen Lebenswege der vielfach vergessenen Künstler*innen nach, deren Werk insbesondere im Kontext der Beschäftigung mit der sogenannten Neuen Leipziger Schule bislang wenig beachtet wurden.

Über einen Open Call waren zudem junge Kunstschaffende mit (post-)migrantischen biografischen Bezügen zur DDR eingeladen, an der Ausstellung teilzunehmen. In diesem zweiten Teil widmeten sich fünf ausgewählte Positionen der Rekonstruktion von Familienbiografien und dem Thema Migration.

Der dritte Teil der Ausstellung thematisierte den tabuisierten Rassismus in der DDR sowie die Lebensverhältnisse der Vertragsarbeitenden, der ausländischen Studierenden und ihrer Nachfahren. Dieses „Archiv der Erinnerung und Zukunft“ versammelte auch aktuelle (post-)migrantische Stimmen aus Leipzig. In vom Team des Museums geführten Interviews teilten sie ihre Perspektiven auf das Leben in der DDR und das Aufwachsen als BIPoC in der sächsischen Provinz, ihre Suche nach den Vätern und Reisen in die Geburtsländer ihrer Eltern.

Das umfangreiche Veranstaltungs- und Vermittlungsprogramm wurde gemeinsam mit migrantischen und postmigrantischen Vereinen entwickelt, darunter ein Podium zu historischen und gegenwärtigen Ausschlussmechanismen für migrantische und migrantisierte Künstlerinnen und Künstler im Kunstbetrieb in Deutschland. Es bleibt zu hoffen, dass sich weitere Institutionen und Forschende derart intensiv und diskursfreudig den internationalen Beziehungen und der Kunstgeschichte der DDR widmen.

Text: Sarah Alberti

https://mdbk.de/ausstellungen/re-connect-kunst-und-kampf-im-bruderland/

Kurator*innen MdbK:

Sithara Weeratunga, Agentin für Diversität | 360° – ein Programm der Kulturstiftung des Bundes
Marcus Andrew Hurttig, Kurator Malerei 20. und 21. Jh., Graphik 21. Jh.
Olga Vostretsova, Agentin für Diversität | 360° – ein Programm der Kulturstiftung des Bundes
Carolin Rothmund, Leiterin Kunstvermittlung

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